"Offbeat Hooligangs Mini-Mini-Tour Part 1": Deadmold und Weedbaden |
Ein kleiner Reisebericht von Matze W. |
Nachdem wir in der Vergangenheit schon einige Male
das Glück und die Möglichkeit haben durften, Gigs vereinzelt
im gesamten Bundesgebiet spielen zu dürfen, stand uns nun eine weitere
neue Herausforderung bevor: Die Chaostruppe namens „Ska-Allüren“
spielt zwei Gigs, in zwei Städten, an einem Wochenende hintereinander.
Die Ziele hießen Detmold „Alte Pauline“ und Wiesbaden
„Folklore im Garten“. Eine Herausforderung für Material,
Mensch und Maschine. |
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"Da Band & Crew"
(äh leider fehlen ein paar) |
Wie immer zunächst die Reisegruppe. Da wäre
zum einen Nika. Unsere Keyboarderin lenkte
wie immer nicht nur ihre Finger über ihr Keyboard, sondern auch „unseren“
blauen Bus sicher von Stadt zu Stadt. Hervorzuheben ist hierbei, dass
ihr nicht wie bei der Fahrt nach Kassel beständig das Essen aus dem
Gesicht fiel. Als Beifahrer, Schlagzeuger und Navigator Chris,
der Dank ACC Akut die bevorstehenden zwei Tage mit uns mehr oder weniger
gesund verbringen konnte. Auf der ersten Rückbank zunächst der
Bassmann Zemke. Neben seiner Angst vor Reifenluftdruck-Schläuchen,
zeichnet ihn insbesondere sein stetiger Drang aus, sich überall auf
den Boden legen zu müssen, infolgedessen fremde Menschen sich um
seine Gesundheit sorgen. Dazu aber später mehr. Dann Jonathan
unser Haus und Hof Mischer, der uns eine weitere Lektion „Wie verhalte
mich richtig bei einem Soundcheck“ verabreichte. Dann meine Wenigkeit,
Matze der Mann mit der kleinsten Blase der
Welt. Auf der zweiten Rückbank Tobi.
Posaunenspieler, Tanzbär und ständig „Beulen-am-Kopf-Haber“.
Aber auch dazu später mehr. Dann wäre da noch Henriette
unsere Saxofonistin, die, wie sich gezeigt hat, auch mal 52 Stunden am
Stück wach bleiben kann und trotzdem keine schlechte Laune bekommt.
Als letzter der Bus-Besatzung ist noch unser Trompeter Enderson
zu nennen, mit dem man auch mal ein Tischkicker-Spiel gewinnen kann und
eine ordentliche Sammlung an Slayer-Alben stets dabei hat, um die Truppe
(ok nur Zemke und mich) in einen amtlichen Headbanging-Rausch zu versetzen.
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Das zweite Auto war mit unserer treuen Seele Mavie
als Fahrerinund Zemke-Dompteurin bestückt. Weiter unser Sänger
Steinmon und seine bessere Hälfte
Janine, die Herrin über unser Merchandising. Und zum Abschluss
noch Sven, seines Zeichens getreuer Homepagehoster
und Party-Begleiter. |
Samstag, 28. August 2010: Detmold „Alte Pauline“ |
Wie üblich trafen wir uns an unserem Proberaum
für eine weitere Runde „Kofferraum-Tetris“. Chris ist
hierbei der Mann, der alle 9 Level beherrscht uns unser gesamtes Equipment
samt Schlagzeug, Gitarren- und Bassbox usw. gekonnt so miteinander verschachtelt,
dass alles reinpasst und tatsächlich noch 8 Personen bequemt mitfahren
können. |
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"Master of Kofferraum" |
Danach ging‘s es zur Tanke, Bier, Essen und
Benzin kaufen. Nachdem auch dies geschafft war, konnte es endlich richtig
losgehen. Erstes Ziel: Unseren Trompeter bei seinen Verwandten abholen.
Auf der Fahrt wieder das übliche: Bier trinken, Udo Lindenberg hören,
unendlich viele mehr oder weniger lustige Witze machen, Fotografieren,
ahnungslose Bandmitglieder heimlich mit Klebeband bekleben, Falsch zur
Musik mitsingen (Zemke: „Oh äh das war zwanzig Takte zu früh.“),
die Setliste besprechen, Kaugummi-Klebetattoos auf unterschiedliche Körperteile
anbringen und schlafen. Wir kamen nun an der Raststätte an, wo unser
Enderson schon wartete. Während die anderen ein weiteres Zigarettchen
in ihre Lungen speisten, suchten Jonathan und ich derweil die ortsansässigen
Toiletten auf um das Fahrtbier wieder loszuwerden. Hierbei konnten wir
einem illustren „Hörspiel“ aus der Nachbarkabine beiwohnen.
Solch eine Geräuschkulisse bestehend aus „Uuuuuah“ „Aaaaaaaaah“
– Plumps (ihr wisst was ich meine) – „aaaah“ „uhh“
war dabei ebenso unheimlich wie amüsant. Dieser Mann, der (kein Witz!)
mit einem riesigen Lächeln im Gesicht leichtfüßig die
Toilette wieder verließ, genoss augenscheinlich so sein Geschäft,
dass man glatt neidisch werden konnte. Nun gut. Nach ein paar Minuten
rätsel raten, ob der immer grösser werdende Ölfleck auf
dem Boden unserem Bus zuzuordnen ist und diese Frage glücklicherweise
mit „Nein“ beantwortet werden konnte, setzten wir unsere Fahrt
fort bis uns ein kleiner Navigationsfehler kurz vor Detmold mitten ins
Nirgendwo katapultierte. Weit und breit nur ländliche Idylle, leere
Milchkannen, eine riesige Fabrik (wir vermuten sie stellt Rauch oder Wolken
her) und eine Hüpfburg vom örtlichen Schützenfest. Dank
Zemkes körperlichen Einsatz, sich vor ein fahrendes Auto auf die
Straße zu werfen, um das darin sitzende leicht verwirrt dreinblickende
ältere Pärchen anzuhalten und nach dem Weg zu fragen, konnten
wir unsere Reise jedoch schnell wieder fortsetzen, bis wir die Alte Pauline
schließlich erreichten. Ein wirklich toller Laden mit Cafe, Atelier,
Umsonstladen, Proberäumen, super Backstagebereich, netten Leuten
und einer großen Bühne. Also wie geschaffen für uns. Nach
einem kurzen „Hallo“ also das übliche. Den Bus ausladen,
Kram aufbauen, ein Aufwärmbierchen trinken und 3 Stunden Soundcheck
bis dann alles stand. Dann gab’s lecker Suppe und die ein oder andere
Tischfußball bis es hieß: Stagetime. |
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"Soundcheck" |
In der Zwischenzweit kamen auch einige Leute die
schön tanzten, sich wie der junge Mann mit Hut mit auf die Bühne
setzten und so uns einen schönen Abend bescherten. Wir zockten alle
Songs die wir haben noch einige als Zugabe doppelt und gingen erschöpft,
vereinzelt betrunken und glücklich von der Bühne. Also die traditionelle
Aftershow-Party. Ein paar Bierchen, Helmut Schmidt Parodien, Tischkicker,
sinnloses Geschrei, mal mehr, mal weniger sinnvolle Unterhaltungen, Kritik
austauschen usw. |
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"Aftershow-Paaaaaarty" |
Gegen späten Abend gingen wir dann noch in
das wirklich sehr hübsche Cafe der Pauline, wo wir zusammen unser
kleines Gelage fortsetzen, kleine spaßige Raufereien unter Bandmitgliedern
austrugen (Henriette hat gewonnen hihi) und einige Zeit die 80er Jahre
auflebten. Nachdem wir nämlich spitz bekommen hatten, dass Enderson
jegliches Slayer-Album im digitalen Format sein eigen nennt, gab es also
kein Halten mehr. Da wurden die mehr oder weniger vorhandenen Resthaare
zu „Angel of Death“ und „Reign in Blood“ geschwungen
was das Zeug hält, natürlich nicht ohne Verletzte. Zemke verpasste
bei dieser Aktion unserem Tanzbär Tobi nämlich eine ordentliche
Kopfnuss. Ein lustiges Bild, wenn man sieht, wie er sich mit entnervtem
Blick eine Limonadenflasche an den zur Kühlung Kopf hält. Neu
war dieses Mal für Tobi jedoch, dass er wusste, woher er die Beule
am Kopf hatte und nicht am nächsten Morgen seine Brille suchen und
sich fragen musste, was die zwei Beulen da auf seiner Stirn zu suchen
haben. |
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"Slaaaaaayer" |
Gegen halb 6 morgens hieß es für mich
Teil des Matratzenlagers zu werden. Tief schlummernd und der Musik aus
meinem MP3-Player lauschend klopfte es jedoch nach einiger Zeit gewaltig
an meiner Tür. Nämlich der Tür meiner kleinsten Blase der
Welt. Aufforderung aus der unteren Region meines Körpers: „Alter
geh mal’s Klo, hier drin ist kein Platz mehr!!!!“ Also aufgestanden
nach unten gewankt und die Tür nach draußen gesucht, da die
Toilette nämlich nur von außen begehbar ist. Problem: Die Tür
war abgeschlossen. Keine Menschenseele weit und breit. Rüttel, Rüttel.
Was tun? Nach einigen Minuten des Rumirrens in der absoluten Dunkelheit
blieb nur eine Lösung: Das Fenster. Raus klettern war nicht drin,
da ich im Zuge der Aftershowparty schon einmal nach draußen sprang
und nicht mehr ohne Zemkes Hilfe alleine wieder reinkam. Also Fenster
aufmachen, langsam die Hose runterziehen, auf die Fensterbank setzen und
dann hieß es „DRUCK AUFBAUEN MATZE DRUCK AUFBAUEN“,
dass die Hose trocken bleibt. Soweit ich das beurteilen kann, gelang mir
dies überragend. Warum ich mich nicht einfach hingestellt habe, kann
ich so leider nicht beantworten. |
Sonntag, 29. August 2010: Wiesbaden „Folklore im Garten“ |
Halb 9: Kommando aufstehen. Um pünktlich in
Wiesbaden anzukommen, mussten wir zeitig los. Zemke und Henriette hatten
gar nicht geschlafen, Tobi kauerte auf einem Sessel im Backstagebereich,
Enderson schlief noch, Chris kam aus der Quarantäne namens Tourbus,
in der er aus Nerven- und Gesundheitsschonenden Gründen die Nacht
verbrachte zurück und einige saßen schon am Frühstückstisch.
Neben Brötchen, die von Zemke mit 3 Kilo Sirup „belegt“,
ich würde eher sagen…der Sirup mit ein bisschen Brötchen
belegt wurde und frischem Kaffee wurde also im Anschluss wieder unser
„blauer Blitz“ mit unserem Equipment beladen. Danach hieß
es Tschüss und Danke sagen und wieder ab auf die Autobahn Richtung
Wiesbaden. Ein erstes Konterbier wurde geköpft und ein bisschen Schlaf
nachgeholt. |
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"Das verschwomme Bild
repräsentiert treffend den Zustand dieser Allüren" |
Erste Pause auf einer Raststätte. Zigaretten
und Cola kaufen. Zemke nutzte natürlich die Gelegenheit wie immer
sich gemütlich auf die Straße zu legen. Sein Fehler war, dass
sich sein Hosenbein in unmittelbarere Nähe des Luftdruck-Gerätes
der örtlichen Tankstelle befand. Den Schalk im Nacken konnte ich
es mir natürlich nicht verkneifen, in Kooperation mit Tobi, diesen
Schlauch ohne Zemke‘s Wissen in sein Hosenbein zu bugsieren und
dann Tobi zu bitten, beherzt auf den Plus-Knopf des Luftdruck-Gerätes
zu drücken. Ein lautes Zischen, ein mädchenhafter Schrei (hihi),
ein Sprung und Zemke rannte wie von der Tarantel gestochen über den
Parkplatz. Anschließend legte er sich ca. 50 Meter zwischen Tankstelle
und Autobahnabfahrt auf den Boden, um vor uns seine Ruhe zu haben. Dies
weckte jedoch die Aufmerksamkeit eines besorgten Raststättenbesuchers,
der uns beobachtete wie wir diese „leblose Person“ fotografierten
aber nichts unternahmen. „Geht’s dem gut?“ – „Ja
ja keine Sorge.“ |
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"Geht es ihm gut?" |
Nach dieser kleinen Pause fuhren wir weiter nach
Wiesbaden. Dort erst mal Geld holen, etwas Essen, weitere „Konterbier“
trinken und warten, warten, warten, den anderen Bands zusehen, die neue
Setliste besprechen, eine Runde über das Gelände laufen, unser
Equipment zur Bühne tragen und warten, warten, warten. Bevor wir
dann an der Reihe waren gab es natürlich in gewohnter „Ska-Allüren-Open-Air-Manier“
einen amtlichen Regenguss, der auch so schnell nicht aufhören sollte.
Trotzdem war unser aller Stimmung sehr gut, wir legten den schnellsten
Soundcheck aller Zeiten hin und legten gleich los. Ein supergroßes
Allüren-Dankeschön geht dabei an all die Regentänzer vor
der Bühne, die den Naturgewalten trotzen. |
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"Dancing in the Rain" |
Es hat jede Menge Spaß gemacht. Nach zwei Gigs,
in zwei Städten, durchschnittlich zwei Stunden Schlaf, durchnässt
und glücklich traten wir schließlich nach den letzten Bierchen
die Heimreise Richtung Darmstadt an…DANKE DETMOLD, DANKE
WIESBADEN. |